Liebe ist genug

20. Februar 2020 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von ………………………………….. Bernhard Ruf

In Pettenbach geht die Liebe nicht durch den Magen, sondern durch den Theater-Abend. Mit dem Stück „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ bietet der Theaterverein Kunstbrettl Age Pettenbach 20 Theater-Miniaturen, die im Jugendzentrum Bauhof zum Besten gegeben werden. Diese „Miniaturen“ bergen allerdings große Gedankenspiele und ganz große Liebe zum Theater.

Mit viel Taktgefühl (nicht nur wegen des spielbegleitenden Metronoms) und schauspielerischer Präzision bringt das junge und bunte Ensemble die verschiedenen Charaktere auf die Bühne und erweckt damit die wunderbar gestalteten Szenen von Joël Pommerat zum Leben. Von den Putzfrauen, die die Leiche des Ehemanns der Kollegin finden, über den Pfarrer, der die Liebe der Prostituierten verkennt, und den Ehemann, der seiner dementen Frau täglich neu ihre Liebe erklären muss, bis zum Lehrer, der dem Schüler die Zuneigung entgegenbringt, die die kalten Eltern scheinbar nicht aufbringen, reicht das Spektrum der Liebeserscheinungen, die großen Eindruck hinterlassen.

Beeindruckend ist auch Franz Josef Danner, der mittlerweile als professioneller (Film-) Schauspieler mit Größen wie Cornelius Obonya und Fritz Karl vor der Kamera steht. Er hat in der Pettenbacher Theatergruppe seine Liebe zum Theater entdeckt und nimmt sich auch als Profi Zeit, dieser Liebe in der Heimat nachzuspüren. Grandios spielt er mit Mathias Feichtinger die Szene, in der ein Verkennen aus Vorzeiten die Liebe eines Männerpaares zum Hass mutieren lässt.

Das Team, das Wolfgang Ebner als Regisseur für das anspruchsvolle Stück optimal besetzt hat und das er zu Höchstleistungen motiviert bzw. spielen hat lassen, erscheint wie eine eingeschworene Truppe, die sich bestens kennt und alle Facetten der Liebe durchgemacht hat. Fast wirken die oft aufblitzenden Tattoos der SchauspielerInnen als Beweis für die aufopfernde Liebe zur Kunst des Schauspiels.

Trotz der langen Aufführungsdauer ist Die Wiedervereinigung der beiden Koreas ein kurzweiliger Abend zum Genießen, Reflektieren und Nachhallen-lassen. Der abwechslungsreichen Darbietung der verschiedenen, widersprüchlichen wie anregenden Formen der Liebe könnte man nächtelang frönen. Womöglich ist Liebe doch genug….

Noch zu sehen am:
28. u. 29. Februar jeweils um 20 Uhr

6., 7., 13., 14. März jeweils um 20 Uhr

https://www.kunstbrettl.at/termine

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