Kirtage: it‘s all over now

5. Oktober 2022 | Von | Kategorie: Allgemein

Bericht von Bernhard Paumann und Hermine Touschek

Die anlässlich des 70Jahr Jubiläums des Amateurtheater Landesverbandes OÖ ausgerichteten Theaterkirtage in den vier Landesvierteln haben am 1. Oktober in Kremsmünster ihren würdigen Ausklang gefunden. Organisiert vom Dilettanten Theaterverein 1812 Kremsmünster (unter den vielen Helfer*innen seien Günther Papakencz, Renate Springer, Manfred Neubauer und Peter Schmid erwähnt) und dem oö. Landesverband (Gerhard Koller, Maria Steiner, Gottfried Reiger, Violetta Griendl) startete das Spektakel leider unter keinem guten Stern. Die Theatergruppe aus Molln und die Improgruppe „MiniMe’s“ aus Enns waren durch Corona außer Gefecht gesetzt. Dennoch wurde es eine „rundherum runde Sache“ (© Gerhard Polt).

Nach der Generalversammlung im „Theater am Tötenhengst“ legte das Gusentheater Gallneukirchen mit drei Monologen von Gerhard Polt los, einbegleitet vom Marktschreier Helmut Boldog und der Klappmaulpuppe Frau Josephine (bewegt von Ruth Humer)

Im Gastgarten der Stiftsschänke rezitierte Bernhard Paumann den Monolog „Kaiser Nero“.

Noch voll von den Schmankerln aus der Stiftsschänke, den köstlichen Bauernkrapfen des Siedlervereins und den über den Stiftshof wabernden dezenten Klängen einer stimmigen Live-Musik ging es in den Theatersaal, wo die Impro-Theatergruppe „Spontanwerkstatt“ aus Linz eine köstliche Show abzog. Andrea Burger, Birgit Gassner, Martyna Grydlik, Mario Auinger und Wolfgang Hennerbichler zeigten die Hohe Schule des Improvisationstheaters, moderiert von einer launigen, kompetenten und spontanen Sabine Pfeiffer.

Zum Teil sehr literarisch kam die Theatergruppe Wartberg an der Krems (Angela Maurer, Maria und Anton Wolfram, Andrea Rauscher, Helene und Simon Kremshuber und Christian Kraxberger) mit ihrem Programm, einem Szenemix aus Love and Crime und gesungenen Moritaten von Kästner und Wedekind. Die angespielten Häppchen hatten Gusto auf mehr gemacht.

Durch die Corona-Ausfälle bedingt, galt es die aufgetretenen Programm-Löcher zu füllen. Das Gusentheater griff in seine Schatzkiste und bot Szenen von Gerhard Polt. Mit „Hindemith“, „Muttersorgen“ und „Mai Ling“ boten die SchauspielerInnen facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt in Polt-Manier. Es war ein Genuss, in den Dialogen und Monologen, Polts spezielle Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl, und das scheinbare nur so Dahinreden der Figuren in bester Umsetzung zu erleben.

 

Kurzfristig eingesprungen ist auch Theater mOmentRuth und Klaus Humer – mit: „Zack Prack! Ein Drache zum Verlieben“. Ein temporeiches, mit viel Witz vorgetragenes clowneskes Figurentheaterstück, das auch für alle Erwachsenen ein Highlight war. Frau Chefin und Herr Gsell sollen das Schloss auf Vordermann bringen, da der König möchte, dass seine Tochter heiratet. Schnell sind auch einige Bewerber zur Stelle, von denen der Prinzessin aber keiner auch nur annähernd behagt. Also nimmt sie die Sache selbst in die Hand. Was für tolle Figuren aus Pinseln gebaut werden können, und wie grandios man damit spielen kann, reißt das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Die „Akademische Kapelle“ des Stifts Kremsmünster bot den stimmigen Rahmen für den „Totentanz“ von Alois Lippl – berührend, aufwühlend, nachdenklich machend dargeboten von der Theatergruppe Neuzeug. Der Tod bekommt von Gott den Auftrag erwählte Menschen vor seinen Richtstuhl zu bringen, da er mit Schrecken feststellen muss, dass sich die Welt zusehends verschlechtert und seine Gebote nicht mehr ernst genommen werden. Wenn der Tod plötzlich und unvermittelt kommt, wollen die meisten nicht ihr Leben lassen. Auch wir modernen Menschen können uns in den Reaktionen der Figuren auf den Tod durchaus wiederfinden. Die Theatergruppe Neuzeug vermittelt beeindruckend in dramatisch getragener Atmosphäre die wahren Gesichter der Auserwählten, die angesichts des Todes ihre abgründigen Charaktere erkennen lassen.

Noch zu sehen: am

8. Oktober 19 Uhr Kirche Sierninghofen-Neuzeug
15. Oktober 19 Uhr Pfarrkirche Sierning

http://www.theater-neuzeug.at/home/

Der zweite Auftritt des Gusentheaters bescherte uns eine theatralische Umsetzung von Gedichten H.C. Armanns und Ernst Jandls. Die Texte fordern den Zuschauer intellektuell heraus, lassen ihn schmunzeln und erzeugen Staunen. Spielarten des Komischen werden in der Sprache neu umgesetzt – in Detailstücken überraschend  und ungewohnt.

Das Abendprogramm bestritten die Dilettanten Kremsmünster mit „Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer. Eine Rezension findet ihr unter der Rubrik „Rezensionen“.

Conclusio und Fazit: Die vier Kirtage haben den profunden Rahmen für das Jubiläum des Landesverbandes geboten und gezeigt, was für eine überraschende Vielfalt künstlerischen Ausdrucks in den Gruppen steckt und auch welch organisatorische Höchstleistungen erbracht wurden (alle, alle vor den Vorhang zum Abnehmen eines unaufhörlichen Applauses). Die etwas unbefangene Frage „Warum hat’s bei uns noch keinen Theaterkirtag gegeben?“ lässt vielleicht auf eine Wiederholung hoffen (muss ja nicht gleich im nächsten Jahr sein).

 

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