Die Geburt der Mozartkugel

21. November 2017 | Von | Kategorie: Rezensionen

Grein

Rezension von ……………………………. Hermine Touschek

Die Greiner Dilettanten entführten ihr Publikum in die Jahre 1777 bis 1791. „Die Weberischen“ – eine musikalische Komödie aus der Feder von Felix Mitterer handelt von den Frauen der Familie Weber, die im Leben von Wolfgang Amadeus Mozart eine große Rolle spielten.

Die Mutter Cäcilia Weber und ihre vier Töchter: Aloisia, Josefa, Sofie und Konstanze hatten ein sehr zwiespältiges und wechselhaftes Verhältnis zu ihm. Regisseurin Doris Happel setzt den ironischen Blick Mitterers auf die denkmalbeladene, süße Figur Mozarts perfekt in Szene.

Bis in feine Nuancen herausgearbeitet sind die verschiedenen Frauenfiguren.
Die resolute, bequeme Konstanze (Andrea Lehner) lacht anfangs noch über den Zwerg aus Salzburg, wird aber dann doch dessen Ehefrau. Mit Geld kann sie genauso schlecht umgehen, wie Mozart selbst. Der Wohlstand, den seine anfänglichen Erfolge bringen, hat bald ein Ende.
Aloisia (Astrid Zehetner) gab der Wolferl als noch unbekannter Musiker Gesangsunterricht – sie war auch seine erste, aber unerwiderte Liebe. Astrid Zehetner ist eine selbstbewusst überzeugende Diva, die letztendlich aber als Sängerin nicht erfolgreich war. Josefa (Gabriele Huber-Lichtblau) ist die Ruhige, Bescheidene. Von allen unterschätzt, wird sie schließlich in der Zauberflöte als „Königin der Nacht“ umjubelt. Gabriele Huber-Lichtblau beschert dem Publikum mit der live gesungenen Arie einen beeindruckenden „Opernmoment“. Sofie (Melanie Schuhbauer), die jüngste der Weberischen Töchter, verehrte Mozart von Anfang an. Als gutherziges, naives Mädchen wird sie für bares Geld von der habgierigen Mutter immer an den Meistbietenden verkuppelt und ist nach mehreren Abtreibungen dem Wahnsinn nahe. Berührend und aufopfernd kümmert sie sich um den Nachwuchs von Mozart und Konstanze. Als große und kleine Mozartkugel werden sie von Konstanze geboren und von Sofie gestillt und geliebt.
Über allem thront die „Muttersau“, Cäcilia Weber (Franz Reiter), die nach dem frühen Tod ihres Mannes kein Mittel auslässt, um zu Geld zu kommen. Cäcilia ist keine warmherzige, liebevolle Mutter. Mit unerbittlich strengem Blick und Regiment versorgt sie ihre Familie mit dem, was ihre Töchter einbringen können. Franz Reiter gelingt es trotz allem Negativen dieser Figur, nicht „nur“ unsympathisch anzukommen – und manchmal doch auch einen Rest an Herzenswärme aufblitzen zu lassen.

Einen besonderen Stellenwert hat bei der Komödie von Felix Mitterer die Musik, die bei der Wiener Uraufführung von den „Tiger Lillies“ beigesteuert wurde und an die sie vertraglich zehn Jahre gebunden war. In Grein sorgten Klavier (Bernadette Pilshofer), Cello u. E-Bass (Sebastian Buck) und Klarinette (Günter Naderer, Josef Breinesel) für die musikalische Untermalung, mit Stücken – natürlich von Mozart – und deutschsprachigen Liedern aus der österreichischen Szene (z.B. Wanda und Maria Bill).

Einmal mehr eine besondere Theaterleistung der Greiner Dilettanten in einer bemerkenswerten Inszenierung.

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