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Theaterweb 2.0
Facebook, Twitter & Co. und ihr Nutzen für Theatergruppen
Oft gehört und auch hinterfragt: „Jeder kennt jeden über sechs Ecken“. Diese Theorie ist mittlerweile schon seit Jahrzehnten mehr oder weniger umstritten, war sie doch über lange Zeit kaum mit seriösen Mitteln wissenschaftlich zu belegen, frei nach dem Motto „traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast“. Die galoppierende Vernetzung der letzten Jahre und vor allem die rasante Ausbreitung sozialer Netzwerke wie Facebook oder Twitter haben mittlerweile aber eine Basis geschaffen, die eine weitgehende Bestätigung der These erlaubt – oder zumindest die nüchterne Feststellung, daß man theoretisch mit einfachsten Mitteln eine unglaubliche Zahl von Menschen erreichen kann. Die Zauberworte dazu lauten: „Gefällt mir“.
Doch um zu gefallen, reicht nicht nur ein einfacher Facebook-Account, viel wichtiger sind die Inhalte, die dort veröffentlicht werden, und somit vor allem die Leute, die diese Inhalte schaffen. Dabei werden oft sehr erfolgreich ausgefallene Wege beschritten, um die Aufmerksamkeit der „online community“ zu erregen, man spricht dabei im professionellen Bereich von viralem Marketing. Manchmal gibt es aber auch einfach „Zufallstreffer“, Bilder, Videos oder Sprüche, die einen besonderen Nerv treffen und dadurch eine unglaubliche Verbreitung finden.
Als Theatergruppe sollte man sich dabei jedoch die Frage stellen, WEN man erreichen möchte – ein „Gefällt mir“ (oder eher „j’aime“) aus Französisch-Guayana mag zwar recht nett sein, aber die Wahrscheinlichkeit, daß die entsprechende Person dann auch zur nächsten Vorstellung kommt, ist wohl eher gering.
Facebook bietet jedoch mehr als nur die Möglichkeit, ein Profil zu erstellen und „Freunde“ zu sammeln – man kann sich auch in privaten Gruppen organisieren und in diesem abgeschlossenen Kreis kommunizieren, was zum Beispiel als einfache Möglichkeit für eine gruppen- oder projektbezogene Intranet-Seite genutzt werden könnte.
Natürlich können auch Veranstaltungen dort veröffentlicht und Einladungen an alle Kontakte verschickt werden, wobei der Vorteil dabei ist, daß der eingeladene Personenkreis die Teilnahme unmittelbar zu-/oder absagen kann, und dieser Status auch für die anderen Personen sichtbar ist – so kann sich ein Sog-Effekt nach dem Motto „Oh, die gehen hin, da geh ich auch!“ bilden.
Twitter in seiner ursprünglichen Form hingegen könnte man stark vereinfacht als Massen-SMS im Internet bezeichnen. Wie vom Handy gewöhnt, hat man nur eine sehr beschränkte Anzahl von Zeichen je Nachricht zur Verfügung, die an alle „Follower“ geht – also alle anderen Twitter-Benutzer, mit denen man Kontakt hat. „In der Kürze liegt die Würze“, so könnte man die Stärke von Twitter charakterisieren – kurze Nachrichten erfordern eine stark verdichtete Kommunikation, die sich auf das Wesentliche konzentriert. Neuerdings nähert sich Twitter aber auch schon an Facebook an, die Grenzen werden wohl langsam verschwimmen.
Was kann Twitter also für Theatergruppen tun? Im Wesentlichen auch nicht viel mehr oder weniger als Facebook, es steht und fällt wiederum alles mit dem Kreis der Betreiber und Ihrem Talent, interessante Inhalte zu produzieren und „Follower“ anzuziehen, um diese dann gezielt über Produktionen usw. auf dem Laufenden zu halten.
Kommen wir nun zu bereits länger etablierten elektronischen Kommunikationskanälen: ein vernünftiger Internetauftritt wird heutzutage vom jüngeren Publikum eigentlich fast erwartet. In Fachkreisen spricht man dabei von einer „Website“, während umgangssprachlich oft der Begriff „Homepage“ verwendet wird, wobei dieser eigentlich nur die zentrale Einstiegsseite einer Website bezeichnet. Die Hauptaufgabe einer Website für eine Theatergruppe ist es, als zentrale, jederzeit ortsunabhängig verfügbare Informationsquelle zu dienen. Dort sollten alle wichtigen Infos und Kontaktmöglichkeiten leicht auffindbar sein, und das ist auch schon das Stichwort – etwas auf einer Website zu finden, erfordert Aktivität des Benutzers, das Interesse muß also schon geweckt sein.
In Kombination mit Facebook oder Twitter läßt sich das Potential besser nutzen, weil Inhalte der Website durch Publikation auf solchen Multiplikatoren – und als solche sind „social networks“ hier zu sehen – eine deutlich bessere Breitenwirkung erzielen können. In der täglichen Flut der social media-Nachrichten entschwinden diese Einträge aber sehr schnell, auf der Website bleiben sie, solange man sie dort beläßt.
Stark vereinfacht kann man die Website als Telefon- oder Branchenbucheintrag verstehen – darin zu sein ist gut, bedeutet aber noch lange nicht, daß man auch gefunden wird.
Ein direkteres Kommunikationsmittel ist da die E-Mail – die Nachricht wird ganz gezielt adressiert und bringt die Information aktiv zum Empfänger. Diese Stärke ist aber zugleich auch eine Schwäche: um etwas verschicken zu können, braucht man erst die Adresse des Interessenten, es muß also davor schon ein Kontakt stattgefunden haben. Dazu eignet sich auf jeden Fall auch die Website, dort kann man z.B. auch die Möglichkeit bieten, sich für einen Newsletter anzumelden – es gibt dazu eine Vielzahl von Anbietern, die kostenlose Newsletter-Systeme anbieten.
Aber Vorsicht, der Grat zwischen erwünschter Information und lästiger Werbung ist recht schmal, wer hat sich nicht schon selbst über sogenannte Spam-Mail geärgert?
Gerüchteweise soll es ja auch noch potentielle Theaterbesucher geben, die keinen der bereits thematisierten Kommunikationskanäle nutzen, wie erreichen wir auch diese? Die Lösung: noch weiter verbreitet, als es Computer heute bereits sind, sind Mobiltelefone – wobei im Smartphone-Zeitalter auch hier die Grenzen zunehmend verschwimmen. Wer ein Handy hat, kann auch SMS empfangen, und sehr viel direkter kann man elektronisch kaum mehr kommunizieren.
Aber da sind wir auch wieder bei den gleichen Fragen angelangt, wie zuvor beim Thema E-Mail: die Nummern müssen einzeln gesammelt werden, und die Hemmschwelle ist hier potentiell etwas höher anzusetzen als bei der Weitergabe einer Mailadresse.
Zeit für ein Fazit: alle besprochenen Kanäle haben ihre Stärken und Schwächen, gemeinsam ist ihnen allen aber die simple Tatsache, daß ein treibender Geist dahinterstehen muß, der die nötige Kreativität mitbringt und auch die Arbeit nicht scheut – denn es ist keine leichte Aufgabe, immer wieder ein Publikum zu mobilisieren, egal über welches Medium.