Vom hohen Wert der Solidarität
24. Februar 2023 | Von Hermine Touschek | Kategorie: Rezensionen
Rezension von ……………………… Bernhard Paumann
Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist nicht hoch genug zu schätzen, dass nach der Leere der Corona-Zeit wieder Leben in die Jugendtheaterszene Einzug hält. Die Theatergruppe Tragwein hat mit ihrer Obfrau Juliane Viertelmayr die Erstlingsregie an Sarai Stockinger übergeben und diese mit einer spielbegeisterten „Bande“ schwungvoll und lebendig „Die rote Zora“ auf die Bühne gebracht. Einen quirligen Haufen von meist Schauspiel-Debütant*innen zu motivieren und spielerisch gestalten zu lassen ist meist eine mühselige, aber auch befruchtende Arbeit. Gerade mit Jugendlichen zu arbeiten, bedeutet viel Fingerspitzengefühl in der theatralen Gestaltung und hier sind einige Highlights gelungen, wie der Zeitlupenkampf der Bandenmitglieder der „Uskoken“ mit den sich besser wähnenden Bürgerkindern oder der „Tanz der Quallen“ (der sich vorerst nicht unmittelbar aus dem Geschehen her erschließt).
Erzählt wird die Geschichte von Waisenkindern aus dem kroatischen Küstenstädtchen Senj. Branko, der zwölfjährige Sohn eines fahrenden Geigers und einer Tabakarbeiterin, verliert seine Mutter und hat kein Zuhause mehr. (Jonas Autengruber hat hier einige berührende Momente) Man verdächtigt ihn des Diebstahls und sperrt ihn ein. Doch die dreizehnjährige Zora, ein Mädchen mit roten Haaren, befreit ihn. (Theresa Wiederkehr spielt einen richtigen Wirbelwind, forsch, fordernd, aber auch umsichtig und verletzlich). Branko wird in die Bande (Sophia Danmeier, Lena Adlesgruber und Mirjam Fürnhammer mit starken Auftritten) der Uskoken aufgenommen, die sich unter der Führung Zoras zusammengeschlossen haben. Vor allem die Gymnasiastinnen (Philomena Schorn, Nora Schinnerl und Lina Steiner) behandeln die mittellosen Kinder wie Ausgestoßene. Um zu überleben, werden die Kinder zwar kriminell, doch innerhalb ihrer Gemeinschaft halten sie sich an feste Regeln. Ihr oberstes Gebot heißt Solidarität.
Einer der Stadtbewohner, der sich mit den Kindern verbunden fühlt, ist der alte Fischer Gorian. (Sophie Hessl lebt ihn berührend, bedächtig und mit abgeklärter Weisheit). Ihm helfen die Kinder, sich gegen die großen Fischfanggesellschaften durchzusetzen.
Parodistische Höhepunkte bieten die Auftritte des Bürgermeisters (Iljan Kargl) mit dem Polizisten (Luisa Lettner). Aber auch Patricia Adlesgruber, Inja Kargl, Eleonore Schorn, Ilvie Ditto tragen zum bejubelten Erfolg bei. Allerdings hätte ein gewaltiger Strich (die Kommentare der Gymnasiastinnen wiederholen nur das, was auf der Bühne sichtbar ist oder dem Publikum als Gedankenleistung zugemutet werden kann) dem Stück sehr gut getan wie dem wabernden pädagogischen Zeigefinger am Ende.
Mit diesem Stück und der begeisterten Jung-Crew ist ein bemerkenswerter Grundstein gelegt, der sich in den nächsten Jahren als ausbaufähig erweisen soll. Die Vorfreude ist groß.