Net ums Varrecken….

29. August 2022 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von ……………………….. Bernhard Paumann

 

…….politisch korrekt ist der bairische Kabarettist, Liedermacher, Punkrocker und Kardiologe Georg Ringsgwandl, der in den 80er und 90er Jahren die Kleinkunstbühnen und große Häuser füllte, in seiner „Stubenoper“ „Der verreckte Hof“, den das Schlosstheater Peuerbach stimmig in den Innenhof des Melodium Peuerbach setzte. Net ums Varrecken lässt der Bayer die gängigen Klischees von der Ineffizienz der Beamten, den Halbtagsjob der Lehrer/ -innen, die Vorurteile gegen ausländische Pflegekräfte aus. Und net ums Varrecken lässt sich die Regisseurin Brigitte Wiesinger, die auch mit stoischer Gelassenheit als Altbäuerin Zäzilia die größten Wuchteln scheibt, die hinterlistige, tiefgründige Seite dieser Satire entgehen.
Die alte Bäuerin sieht den Hof ohne Erben verkommen, hat aber immer noch das Heft in der Hand, wobei sie in brenzligen Situationen durchaus auf ihre Demenz pocht (das hätte vielleicht noch stärker herausgearbeitet gehört). Wer soll sie pflegen? Natürlich ist die als Lehrerin überforderte Tochter Gerlinde (lebensnah gestaltet von Doris Amersberger, wenngleich ein leiser Hang zum Outrieren besteht) als Erste gefragt, auch wenn ihr beamteter Mann Günther (etwas blass Herbert Wiesinger) in seinem Sabbatical Zeit genug hätte, ebenso der Sohn Rupert (Dietmar Groiss), der einen exaltierten Manager glaubhaft gestaltet. Also muss eine moldawische Pflegekraft her. Kornelia Wagner glänzt hier durch Rasanz, Ausdruck und Sprache – und verzaubert dabei beide Männer. Sie bildet einen wunderbaren Kontrast zur gebrechlich wirkenden, aber mit losem Maul agierenden Altbäuerin.
Ringsgwandl hat sein Stück eine Stubenoper genannt und die musikalische Seite muss besonders hervorgehoben werden. Die Instrumentalmusiker d‘ Auhäuser unter der Leitung von Franz Meingassner legen einen wunderbaren alpenländischen Klangteppich, die an den griechischen Chor gemahnenden Knechte und Mägde (von der Regie wunderbar in Hinter- und Oberbühne eingesetzt) sind ein kompakter Klangkörper (Einstudierung: Doris Amersberger).
Ein so diffiziles, forderndes und teils Grenzen des Amateurtheaters sprengendes Theaterstück so auf die Bretter zu bringen, verdient größte Hochachtung. Chapeau!

Keine Kommentare möglich.