Menschenfeind, messerscharf

5. Dezember 2025 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension: Christian Hanna, Foto: TG Tragwein ……….Mit der Produktion von Menschenfeind, einer Komödie von Fabian Alder nach Molière, ist acht Jugendlichen der Theatergruppe Tragwein und ihrer Regisseurin Karin Schmid ein Meisterstück gelungen.

Einerseits haben wir es mit einem bekannten und beliebten Klassiker zu tun, andererseits ist der Text geradezu taufrisch, 2023 für das TAG bearbeitet. In herrlich geschliffener, schneidend ironischer Sprache in Paarreimen verfasst, ist er allein zum Zuhören ein Genuss – wenn er denn so erstaunlich präzise präsentiert wird wie in der vorliegenden Produktion, für die er, so die Regisseurin, von den jungen Darsteller:innen selbst ausgewählt wurde. Alder siedelte die zynische Story um einen übermoralischen Besserwisser und die ihn umgebenden Opportunisten in einer Werbeagentur an (schick und praktisch gestaltet von Helmut Freinschlag und Andreas Viertelmayr), die die Wahlkampagne für die GÖP, die Grün-ökonomische Partei, gestalten soll – genug Gelegenheit für diverse Intrigen.

In nur zwei Monaten Probenzeit gelang es der Regisseurin, die Jugendlichen mit viel Arbeit an Sprache und Rollenbiographie zu einem kompakten, flotten, selbstsicheren Spiel zu führen.

Ein Menschenfeind zu sein ist natürlich das letzte, was dieser Alceste will – und in diesem Sinne stellt Patricia Adlesgruber ihn auch dar. Sie zeigt ihn bedrückt von der Schlechtigkeit der Welt und besessen davon, Tipps zu ihrer Verbesserung zu geben, die Adlesgruber in bitterem Predigtton für alle parat hat. Und auch das Kostüm zeigt klar, dass Alceste auf diesem Jahrmarkt der Eitelkeit keine Rolle spielen will. Bleibt nur die Frage, warum er ausgerechnet mit Célimène liiert ist, die Lena Adlesgruber als toughe Geschäftsfrau sehr offen und  positiv ihren Mitmenschen gegenüber präsentiert. Sophia Danmair zeigt Éliante als intrigantes Sekretärinnenluder, das Alceste auf die ganz sanft–falsche Tour ausspannen will. Mirjam Fürnhammer gibt die Chefin der Konkurrenz Arsioné als schicke wie bissige Furie. Iljan Kargl, Ella Pichler und Philimena Schorn sind das Angestellten-Trio Oronte, Clitandre und Christine, das ihre verhasste Chefin nur per Intrige auszuhebeln vermag, unheimlich schnell im Wechsel von loyal zu verräterisch. Als ungemein elegant-unterkühlte GÖP-Generalsekretärin brillierte Inja Kargl, gab sich als wahres Politiktalent in der Rasanz ihrer Koalitionswechsel.

Bitte mehr von so brandaktuellen, scharf pointierten Theaterabenden, ausgeführt von so jungen Kräften!!!

 

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