Du wirst meiner Liebe nicht entkommen, Mariann ….
19. Oktober 2025 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von Bernhard Paumann, Foto: Manuela Fuchs
……ist die zynisch prophetische „Liebeserklärung“ des Fleischermeisters Oskar an seine Ex-Verlobte in Ödön von Horvaths „Geschichten aus dem Wienerwald“, die eine gelungene Premiere im GUGG in Braunau feiern durften.
Die Regisseurin Brigitte Rembt hat um den Text gerungen und eine saubere, dem Dichter gerechte Bearbeitung geschaffen, die durch Kürzungen das inhaltliche Verständnis etwas beeinträchtigte, aber dem Spielfluss unendlich gutgetan hat. Gerade der zweite Teil ist an Dramatik nicht zu überbieten.
Martina Auer spielt Marianne, die im Streben nach etwas Liebesglück den tiefsten Fall erlebt, mit einer verhalten intensiven Spielfreude, die an- und berührt. Ihre Verzweiflung wirkt umso stärker, je mehr sie sich zurücknimmt. Dass ihr Kind in der Donau ertrinkt, ist einer zweiten Fassung Horvaths zu verdanken.
Alfred (Helmut Stonig) ist nicht so sehr der windige Strizzi, sondern der mehr an sich selbst zweifelnde Underdog. Diese Ambivalenz trägt die Figur. Wobei die Verführung der Marianne doch etwas zurücknehmend ausfällt.
Der Fleischermeister Oskar ist die Verkörperung von bigotter Frömmelei und blutig grausamen Fantasien. Markus Linecker spielt hier eine fast dämonische Rolle zwischen Besitzstreben und gequälter Liebesbrunst. Den Zauberkönig, Mariannes Vater, gibt Wolfgang Arndt in einer Palette von Quirligkeit, Vateranspruch und Gebrochenheit ob des für ihn unerklärlichen Freiheitsdranges der Tochter („Ich habe keine Tochter mehr“) und des Schlaganfalls.
Als Versöhnung stiftender Rittmeister agiert Romana Schiller in wahrhaft militärischer Haltung, in der Stimmlage aber etwas zu hoch. Lorenz Huber zeigt einen verhalten spielenden Fleischergesellen Havlitschek, läuft aber als singender Conférencier zu einer Hochform auf. Der blondgestylte Jusstudent (Franz Huber) nimmt eindrucksvoll als übertrieben lächerliche Karikatur den dräuenden Nationalsozialismus vorweg. Auch das übrige Ensemble (Sana Auer, Nora Starzengruber, Sonja Hochradl, Doris Leeb, Romana Penias, Klaus Ranzenberger) macht diesen Theaterabend zu einem besonderen.
Hervorzustreichen ist auch das einfache, funktionelle Bühnenbild (Oliver Rembt), das einen raschen, unaufgeregten Wechsel und mit Videoeinspielungen zusätzliche Spielorte zulässt, sowie die passende stimmige Musikauswahl (Licht und Ton: Gerhard Ortner, Robert Lenzbauer).
Mit dieser Inszenierung ist der Gruppe ein wahrhaftiges Volksstück, ein typisches Zeitbild, aber auch eine in eine ungewisse Zukunft blickende Vision gelungen. Der Premierenapplaus hat das eindrucksvoll bestätigt.
Noch zu sehen am:
24. 10. u. 25. 10. jeweils um 20 Uhr
26. 10. um 18 Uhr
7. 11. u. 8.11. jeweils um 20 Uhr
https://www.gugg.at/programm/geschichten-aus-dem-wiener-wald-gugg-eigenproduktion