„PIGALLE, PIGALLE…

13. November 2023 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension und Foto: Bernhard Jahn ………………………….

..…das ist die große Mausefalle mitten in Paris.“

Man muss die alten Klassiker aus den 1960ern nicht zwingend gesehen haben, um mit diesem neuesten Abenteuer von Graf Bobby und Baron Mucki seine helle Freude zu haben.

Aber es erleichtert natürlich den Einstieg in diese famos heile Welt und erlaubt eine nostalgische Zeitreise, zurück in vermeintlich bessere Tage voller Jazz, Tanz, naiver Witze und Slapstick-Einlagen par excellence! Als Vorlage für diesen humorvollen Theaterabend dienen selbstverständlich die legendären Verfilmungen mit Peter Alexander und Gunther Philipp.

Das Theater Sellawie möchte im heurigen Kultur-Herbst bewusst einen Kontrapunkt zur täglichen Nachrichtenflut an Schreckensmeldungen setzen. K.u.K. ist das Stichwort, aber nicht Krieg und Krisen sondern kaiserlich und königlich. Eine Hommage an die alte Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie, aus der die Geschichten vom Grafen Bobby stammen.
Und um das gleich mal vorweg zu nehmen: dieses Ansinnen geht nicht nur auf, es schlägt ein wie eine humoristische Bombe im erfolgsverwöhnten Kellergewölbe des Schlosses Ennsegg.

Zum Inhalt: Graf Bobby steckt in der Midlifecrisis. Eine große Geburtstagsfeier soll es wieder richten, zu der man ihn gleich doppelt übers Ohr hauen will. Zwei vermeintliche Trickbetrüger wollen seine Bude ausräumen und zwei Jungschauspielerinnen sollen ihm als seine vermeintlich unehelichen Töchter untergeschoben werden. Alles eingefädelt von Mucki und Haushälterin Elfriede im Dienste der Freundschaft, und um ihm die Krise aus der Lebensmitte zu treiben. Der Plan misslingt und die ganze Gesellschaft landet im Vergnügungsviertel von Paris, wo der Titelheld schließlich den Spieß umdreht, wie es eben nur ein Graf Bobby kann.
Das 20-köpfige Ensemble begeistert geschlossen mit überaus bunten Figuren und grenzenloser Spielfreude.
Besonders hervorzuheben: ein dauergestresster und näselnder Kuckuck (Gerhard Schürausz), der sich ständig um- und schließlich ausziehende Hansi (herzig: Patrick Paukner) sowie das tölpelhafte und urkomische Betrügerduo Powidl (Thomas Wimmer) und Cower (Michael Gassner). Daniel Praus mutiert vom Polizisten zum tanzenden Partygast, dem die Herzen der Zuschauer zufliegen. Michaela Mekina begeistert ab der ersten Minute mit ihrer Berliner Schnauze und ihrer frivolen Drohung, sich publikumswirksam die nicht mehr ganz so jugendlichen Beine zu rasieren. Das vierköpfige Tanzensemble wird von der grandiosen Tamara Ebenhofer angeführt und überzeugt gekonnt in zahlreichen Choreographien zu den musikalischen Acts (Leitung: Anna Salomon).
Auch die stimmlichen Leistungen der vielen vorgetragenen Gassenhauer treffen gekonnt in die Herzen des Publikums: „Sag beim Abschied leise Servus“, „Schöner fremder Mann“, „Pigalle“ und viele mehr. Und dann ist da noch das kongeniale Duo Bobby und Mucki. Was soll man sagen, der Charme der Original-Figuren wurde perfekt eingefangen. Sie sprühen geradezu vor Energie und spitzbübischer Leidenschaft. Beide Akteure stellen ihre tiefe Verehrung und Zuneigung zu Ihren großen Vorbildern Peter Alexander/Gunther Phillip zur Schau und bestehen den Vergleich mit Bravour.
Ganz nebenbei tragen die beiden Hauptdarsteller auch noch Verantwortung als Autor (Sebastian Brummer) und Produktionsleiter (Thomas Zimmermann) und teilten sich auch die Regie. Ein nicht zu unterschätzender Drahtseilakt, sind sie doch fast durchgehend und großteils zugleich selbst auf der Bühne.

Kurzum: Das Konzept geht voll auf. Dem gesamten Team vom Theater Sellawie gelingt eine grandiose Graf Bobby Geschichte, die sich nahtlos und ebenbürtig in die berühmte Filmreihe aus den Sechzigern einreiht.

Das Publikum bedankt sich stehend, grölend und mit nicht enden wollendem Applaus!

Noch zu sehen am 17. und 18. November 2023 (jeweils um 19.30 Uhr) im Schloss Ennsegg
https://www.sellawie.at/programm/

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