Es geistert am Tötenhengst – Nichts als Ärger mit der Ex
15. Februar 2025 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ….. Christine Mitterweissacher; Foto: Theaterverein Kremsmünster ………..
Das altehrwürdige Haus am Tötenhengst hat also doch einen Geist. Das Phantom des Dilettanten-Theatervereins 1812 Kremsmünster heißt Hanna und ist Pauls verstorbene Ehefrau, deren Geist noch immer in der ehelichen Wohnung haust. Als der verwitwete Paul mit seiner Verlobten die neue Wohnung bezieht, ist Hanna da und nur für ihn sichtbar. Die Komödie von Claudia Kumpfe ist äußerst gelungen inszeniert von Christian Rensch und Judith Fuderer.
Paul, geschliffen dargestellt von Christian Rensch, hat alle Hände voll zu tun mit seiner Exfrau. Ständig stört sie Konversationen und mischt sich in romantische Situationen mit Lisa, der charmanten Katharina Binder, ein. Immer wieder ergeben sich dadurch heikle Gespräche, in denen Paul seine aufregende ‚hinüber gegangene‘ Ehefrau, gewandt dargestellt von Anita Wolf, verscheucht.
Leider fühlt sich aber Lisa davon angesprochen und stürmt wütend davon. Hanna beansprucht ihren Mann und die Wohnung für sich. Lisa will, unterstützt von ihrer Freundin Molly, perfekt gezeichnet von Johanna Weiss, die Verlobung lösen. Die Einmischungen von Pauls Mutter und ihrer Hippie Schwester tragen nicht zur Beruhigung der Geschehnisse bei. Juliane Kurzmann und Judith Fuderer bestechen einerseits durch das temperamentvolle Auftreten einer kritischen Schwiegermutter und andererseits durch die frische ‚Peace und Yoga Coolness‘ einer relaxten Tante. Von Tante Betty lernen wir, man sieht nur die, die man liebt. Pauls jüngerer Bruder Tom, leidenschaftlich verkörpert von Mario Wakolbinger, war schon immer in Hanna verliebt und wäre am liebsten sogar jetzt mit ihrer Erscheinung zusammen.
Die Geisterjagd inklusive Slow-Motion-Tortenflug wirkt nach der Pause, vermutlich wegen des ‚Trink-Komas‘ auf Seiten des Publikums, ein wenig gezogen. Sie nimmt aber schnell wieder Fahrt auf und wird mit Weihwasser und kitschig hell erleuchteter Aufnahme in den Himmel beendet. Nach einem weiteren Autounfall und romantischer Annäherung von Hanna und Tom, der sie plötzlich auch sehen kann, entschweben sie als neues Paar in die gemeinsame Unendlichkeit.
Mit ihrer gekonnten rasanten Ensembleleistung nimmt die Truppe ihr Publikum mit durch den amüsanten Abend. Von Beginn an werden die Lachmuskeln trainiert. Die Anschlüsse passen, die Schauspielkunst ist eindrucksvoll, die kleine Bühne wird bestmöglich ausgenutzt und die Aufführung durch ein hinreißendes Bühnenbild unterstützt.
Die Dilettanten sorgen für ein himmlisches Rundumpaket. Schon im Eingangsbereich und in der Bar des Theaters wird man passend begrüßt, mit kleinen entzückenden handgefertigten Bettdeckchen im Blumendesign mit kleiner Leiter nach oben als Tischdekor.
Ganz wie es sich für eine Amateurtheatertruppe mit großer Tradition und ehrwürdigem Haus gehört, sind Freude, Können und Engagement spürbar, echte Dilettanten eben!