Die Zeit ist kaputt

17. März 2025 | Von | Kategorie: Rezensionen

 

Rezension von ……………….. Bernhard Paumann; Foto: Theaterrunde Gutau …………….

Menschen zerstören die Erde, beuten sie aus, führen Kriege, vernichten die Natur und finden in vielen Konferenzen keine Lösungen. Dies ist die Ausgangslage, die Erich Kästner in seinem Stück „für Kinder und Kenner“ Die Konferenz der Tiere“ darstellt und die die „YoungStars“ der Theaterrunde Gutau mit viel Engagement, Witz und Spielfreude auf die Bühne bringen. 38 quirlige Kinder hat die Regisseurin Verena Gratzl mit ihrem Team auf engem Bühnenraum zu dirigieren und dennoch wird nie der Eindruck von Hektik, Aussteigen aus dem Spiel und „Gschaftlhuberei“ vermittelt, vielmehr wird mit großem Ernst, augenzwinkerndem Humor und großer Spielfreude agiert.

Obwohl von Kästner keine Musik vorgesehen war, wird hier vom Verlag durch Lieder dem zeitgeistigen Musical gehuldigt. Unter der musikalischen Leitung von Larissa Mara und Christoph Pichlbauer kommen die Texte ziemlich tonsicher, engagiert und couragiert und sehr gut verständlich rüber. Der Umgang mit dem Mikrofon erfordert allerdings noch mehr Routine.

Der Elefant Oskar (Selina Fischer sehr bestimmend im Auftreten), der Löwe Alois (Theresa Gringer sorgt mit ihrem „fuchtigen“ „wenn ich nicht blond wäre, würde ich mich schwarz ärgern“ für ständige Lacher), der Stier Reinhold (Tobias Klaner überzeugt durch Mienenspiel und Gestik) und viele andere Tiere laden zu einer Konferenz als Gegenpol zur Konferenz der Menschen, geleitet von General Zornmüller (Mia Wittinghofer agiert köstlich in Chaplinscher Manier), assistiert durch den Adjutanten Müller (den inneren Widerspruch nimmt man Oliver Raber gerne ab).

Ein paar köstliche Szenen wirken noch nach: die Telefonate zu den Delegierten in allen Erdteilen, hervorbrechend aus einer Stoffwand, die Mäuse, die in rasendem Karussell die Akten vernichten oder die Motten, die den Menschen die Kleider wegfressen.

Das Bühnenbild ist bunt, einfach, funktionell, dennoch sorgen die vielen Umbaue im Black für leichte Unruhe. Da könnte noch experimentiert werden. Auch die Kostüme sind sparsam, aber treffend eingesetzt. Ob so aufwendig geschminkt werden muss, ist Geschmackssache.

Dass die Forderungen der Tiere wie Abschaffung der Kriege und der Grenzen, Rücksicht auf die Natur, friedliches Zusammenleben mit der Entführung der Kinder erzwungen werden, ist ein moralisches Problem, das Kästner etwas fragwürdig gelöst hat.

Wenn sich dann dieser theatralische Enthusiasmus, dieses spürbare Anliegen der Kinder und Jugendlichen, diese Harmonie im Ensemble und die viele Arbeit im Hintergrund in prasselndem Applaus entlädt, weiß man, dass hier wichtiges und beispielgebendes Jugendtheater geboten worden ist.

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