„Und kaum kumm i, da wollen’s ums Verrecken weiterleben …..“

9. Oktober 2025 | Von | Kategorie: Rezensionen

…. sagt der Boanlkramer im Stück „Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben“. Die Steyrer Volksbühne bringt diese gern gespielte Komödie anlässlich des 60jährigen Jubiläums auf die Bühne. Regie führten Doris Ahrer und Wolfgang Lehermayr. Premiere war am 20. September.

Eine 5-seitige Erzählung von Franz Ritter von Kobell „Die G’schicht vom Brandner Kaspar“, die zuerst 1871 erschien, inspirierte seinen Ururgroßneffen Kurt Wilhelm Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zu seiner Komödie „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“. 1975 fand am Münchner Residenztheater die Uraufführung statt.

Der Tod hat einen schlechten Tag. Er soll dafür sorgen, dass der 72-jährige Kaspar Brandner einem Jagdunfall zum Opfer fällt, aber der Schuss geht daneben. Also bemüht sich der so genannte „Boanlkramer“ zur Hütte des gewitzten Brandners, um ihn so oder so ins Paradies zu befördern. Brandner aber weigert sich – er habe noch viel vor: Auerhahnbalz im Frühjahr, Rehpirsch im Sommer und vor allem will er seine Enkelin Marei mit einem schuldenfreien Brautgut zurücklassen. Er überlistet also kurzerhand den einsamen und verfrorenen Boanlkramer, für den menschliche Zuwendung selten und daher kostbar ist, mit Kirschgeist und Kartenspiel und gewinnt eine Frist von 18 Jahren. Diese neu gewonnene Unsterblichkeit lässt Kaspar Brandner sein Leben von neuem mit noch mehr List und auch viel bewusstem Risiko anpacken. Doch dann merkt der Himmel den Betrug und holt zum Gegenschlag aus …

Die Steyrer Volksbühne hat dem Publikum zum 60er Jubiläum ein Geschenk mit einer rundum stimmigen, humorigen Inszenierung gemacht. Eine dreiköpfige Musikgruppe bereichert mit Gstanzln das Stück. Überaus gelungen auch die Himmelfahrt vom Brandner begleitet vom Tod, die  mit einem Kurzfilm dargestellt wurde.

Gottfried Reiger ist ein charmanter und listiger Brandner Kaspar. Er grantelt und poltert nicht. Wehmütig versucht er dem Tod ein Schnippchen zu schlagen – und anfänglich gelingt ihm das auch.

Elisabeth Prehal ist der weibliche Boanlkramer – ein jugendlicher, etwas naiver Tod. Zerrupft und zahnlückig versucht er seine ihm aufgetragenen Pflichten zu erfüllen. Komisch und tragisch zugleich ist er aber auch verführbar.

Die Engel im Himmel (Monika Holzleitner, Astrid Prehal, Doris Ahrer) schlürfen genüsslich Prosecco und genießen das unbeschwerte Leben im Himmel.

Das spielfreudige Ensemble beschert dem begeisterten Publikum einen lustigen und dennoch zum Nachdenken anregenden Abend.

Noch zu sehen am:
10.10 und 11.10 jeweils um 19.30 Uhr
und am 12.10. um 17 Uhr

https://www.steyrer-volksbuehne.at/

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