Sie waren so sinnlos….
13. Oktober 2025 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension Bernhard Paumann, Fotos: Monika Reiter ….
…diese letzten Kriegstage in der kleinen Mühlviertler Gemeinde Peilstein, als die Amerikaner schon anrückten und ein verrücktes Regime noch an den Endsieg glaubte.
Sie waren so sinnlos die Opfer mutiger Männer in einem verzweifelten Widerstand gegen blindwütigen Fanatismus und Führerglauben.
Sie waren so sinnlos die Aktionen verblendeter HJ-Jungen und Volkssturmmänner in blindwütigen Radikalmaßnahmen.
Keineswegs sinnlos ist die Aufarbeitung des tragischen Geschehens durch die Theatergruppe Kirchberg ob der Donau in dem dramatischen Stück „Feuerzeichen – 3 Tage im April“ des bekannten Autors Oskar Zemme, der durch intensive Recherche und Zeitzeugenberichte das beklemmende Geschehen dokumentierte. In Szene gesetzt durch den Theaterzampano Joachim Rathke, der durch gekonnt choreografierte Massenszenen, humoristische Piecen und meisterhafte Personenführung tiefe Betroffenheit auslöste.
Eine zweigeteilte Bühne (Ernst Atzgersdorfer, Wolfgang Hartl) zeigt eine Außenwelt und eine karge Wirtsstube, wo unter den Einheimischen (überzeugend lebendig Josef Stockinger, Herwig Höfler, Kurt Kaindlbinder, Bernhard Endemann, Hermann Bayer und Norbert Hofer) mit dem Wirt (Franz Lindinger, das Unglück ahnend) die nahende Befreiung herbeigesehnt wird.
Viel couragierter agieren die Frauen (Roswitha Hofer, Monika Walch, Maria Endemann, Claudia Johnson als beschwichtigende Wirtin).
Großprotzig, das Herrenmenschentum verkörpernd und ein negatives Flair verbreitend spielt Gerhard Wipplinger den Kreisbeauftragten, an seiner Seite Karl Rothberger als scheinbar wichtiger, kläffender Volkssturmführer. Das Unglück nimmt seinen Verlauf als der Gauleiter Eigruber (souverän zynisch Wolfgang Aistleitner) die Szenerie bestimmt, und nur Zilli (zurückhaltend und wahrhaftig Elisabeth Neulinger) bietet ihm Paroli.
Einen positiven Lichtblick in das traurige Geschehen bringt die sich zart anbahnende Liebe zwischen Leni (resch und resolut Julia Schütz) und Karli (Fabian Raml stramm zackig als HJ Führer, linkisch schüchtern als Liebhaber), der seine NS-Treue mit dem Tod bezahlt.
Auch die vielen Mitwirkenden als Volkssturmmänner, HJ-Burschen und Kinderchor ergeben diese überaus wirksame Umsetzung des historischen Stoffes. Mit dem Schlussbild setzt der Regie-Zauberer Rathke mit den tatsächlichen Porträts der Hingerichteten ein Statement, das berührt und nachdenklich entlässt -vielleicht mit dem Hintergedanken, dass so eine Ideologie – gerade heute – nie wieder aufkommen darf (auch wenn schon wieder Zeichen dräuen).
Darum ist das, was die Theatergruppe Kirchberg hier umgesetzt hat, heute so wichtig und darf nicht als „heute spielen wir einmal was Ernstes“ abgetan werden. Gerade dieses Projekt hat die Idee des Theaters der Antike, eine Katharsis (Reinigung) zu erzeugen, voll umgesetzt.
https://www.kultur-kirchberg.at/wp/karten/