Augensternchen, wer war der Mörder/die Mörderin?

10. November 2025 | Von | Kategorie: Rezensionen

Zum ersten Mal wagte sich die Theatergruppe Kirchschlag an ein Kriminalstück. Für die Regie verantwortlich zeichnet Sigrid Prammer.

„Mörderische Séance“ hatte am 6. November Premiere – in einer Übersetzung und Bearbeitung von Ingo Göllner des Theaterstücks „Der dreizehnte Stuhl“ von Bayard Veiller (erschienen 1916). „Der dreizehnte Stuhl“ wurde auch drei Mal verfilmt.

Es ist ein historisches Stück, das im Berlin der „Goldenen Zwanziger Jahre“ spielt.
Fast nichts, was Sie sehen, Ihnen einen Hinweis gibt, bis der Schuldige beim Finale zusammenbricht.

William Thinnes (Clemens Prammer), der Sohn einer wohlhabenden Familie beabsichtigt, die hübsche, aber arme Lotte Grandauer (Mia Kaiser) zu heiraten.
Emil Ahrens (Ronald Gangl), ein Freund der Familie bittet darum, dass die Ankündigung um einen Tag verschoben wird, und hat Madame La Grange (Helga Kaiser), ein Medium, eingeladen, eine Séance abzuhalten. Er ist davon überzeugt, dem unaufgeklärten Mord an seinem Freund Spencer Lee so auf die Spur zu kommen.

Die Gäste zeigen sich zunächst belustigt und misstrauisch zugleich gegenüber den Fähigkeiten eines „Mediums“. Doch Madame la Grange lässt alle wissen, dass sie mit offenen Karten spielt, indem sie die Eingeladenen in die Geheimnisse ihres Berufs einzuweihen verspricht. Es scheint ihr tatsächlich zu gelingen, Spencer Lees Geist anzurufen. Doch als Edward aufgefordert wird, das Medium nach dem Mörder seines Freundes zu fragen, geschieht ein weiterer Mord. Und genau wie damals ist keine Tatwaffe zu finden.
Da die Séance in völliger Dunkelheit stattfand, alle Türen abgeschlossen waren und Madame la Grange sich an einen Stuhl hat fesseln lassen, kann die Mörderin, der Mörder nur einer der Anwesenden sein.

Kommissar Macek (Florian Hartl) nimmt die Ermittlungen auf und bringt Überraschendes ans Licht – doch die Lösung des Falls gelingt ihm nicht. Erst durch die List des Mediums gibt der Doppelmörder sein Geheimnis preis. Florian Hartl mimt den Hartgesottenen, der anscheinend sofort den Durchblick hat. Aber Madame La Grange macht ihm schnell einen Strich durch seine Milchmännchenrechnung.

Mia Kaiser als Lotte Grandauer und Clemens Prammer als Wilhelm Thinnes nehmen das Publikum schon zu Beginn mit einer gekonnten Charleston-Tanzeinlage für sich ein. Mia Kaiser ist wahrlich ein Talent auf unterschiedlichen Gebieten, das man sich merken muss. Sie verleiht der Figur der nicht standesgemäßen Verlobten eine liebenswerte Naivität und rührt das Publikum in ihrer Verzweiflung, als sie vom Kommissar als Mörderin verdächtigt wird.

Helga Kaiser ist den Fans der Theatergruppe Kirchschlag seit Jahren als ausgezeichnete Regisseurin bekannt. Als Madame La Grange dürfen wir ihr wandlungsfähiges schauspielerisches Talent bewundern. Sie liefert sich mit dem Kommissar amüsante, intellektuelle Rededuelle. Auf der einen Seite ist sie eine exzentrische Wahrsagerin und auf der anderen Seite eine charmante, reizende Scharlatanin.

Sigrid Prammer hat ein „Gustostückerl“ für eine Theatergruppe gefunden. Viele Rollen sind zu besetzen, bei denen man auch einige Männer- und Frauenrollen tauschen kann. Die Inszenierung ist packend und geheimnisvoll. Die unterschiedlichen Beziehungen der Figuren und ihre jeweilige soziale Stellung schaffen die Grundlage für Spannung, sind prima herausgearbeitet und vom Ensemble überzeugend umgesetzt. Unheimliche Schatten, Schreie in der Dunkelheit, Stimmen aus dem Jenseits (Technik: Peter Noska, Stefan Reixenartner, Jürgen Anzinger) und ein flottes Spieltempo schaffen eine dramatische Stimmung.  Das Publikum wartet gespannt darauf, die Motive und die Dynamik hinter dieser grausamen Tat zu verstehen. Durch und durch überzeugende Ensembleleistung, das eine komische, aufregende, unterhaltsame Produktion abliefert.

Ein großes Lob gilt auch der Crew für den Bühnenbau (Franz Naderer, Walte Birklbauer, Sebastian Ernst, Konrad Kaiser, Andree Reisinger, Wolfgang Reisinger, Thomas Rettenbacher), die den Art Déco-Stil der 1920er Jahre mit einem extravaganten Bühnenbild, das Lebenslust und Opulenz dieser Zeit zeigt, beeindruckend umgesetzt hat. Auch die Kostüme (Helga Naderer, Veronika Kaiser) sind überaus stimmig.

Wer jetzt der Mörder/die Mörderin war, wird hier natürlich nicht verraten. Begeben Sie sich selbst auf Mörderjagd nach Kirchschlag.

Noch zu sehen:
DO 13.11. 19.30 Uhr
SA 15.11. 19.30 Uhr
SO 16.11. 18.00 Uhr
FR 21.11. 19.30 Uhr
SA 22.11. 19.30 Uhr

https://theaterkirchschlag.at/moerderische-seance/

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