Ach! Welche Libido ist mir nun zu eigen!

8. Juli 2019 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von ……………………….. Hermine Touschek

Das Gusentheater Gallneukirchen wurde heuer wieder einmal mehr ihrem Anspruch auf Qualität und Originalität gerecht. „Aus dem Leben Hödlmosers“ hatte am 5.7.2019 Premiere im Warschenhofergut. Der Regisseur Bernhard Paumann erfüllte sich mit dieser Produktion einen lang gehegten Wunsch.

1973 wurde der steirische Roman „Aus dem Leben Hödlmosers“ von Reinhard P. Gruber veröffentlicht. Eine bitterböse Satire, die als Höhepunkt der Anti-Heimatliteratur gilt. Albern und bizarr werden die Personen auf dem Land mit ihren Problemen dargestellt. Der Autor schreibt aus der Sicht seines Helden, dem Hödlmoser, in der 3. Person, was eine gewisse Distanzierung zulässt und durch Regieanweisungen noch verstärkt wird. „Was für den Katholiken die Bibel ist, war für uns der Hödlmoser“, sagte mir jemand, der ein Fan dieses Romans war und ist.

Die eigentliche Hauptfigur ist der Bauer Hödlmoser. Er ist 38 Jahre alt, wohnt auf der Anhöhe von Kumpitz, führt den Hödlmoserhof, ist dem Alkohol nicht abgeneigt und rauft sehr gerne. Als er eines Tages mit seinen Kumpanen am Stammtisch sitzt und sich diese wieder einmal über das Singledasein Hödlmosers beklagen, geht die schöne Magd Fani Hinterleitner vorbei. Nachdem Hödlmoser sie im Wald geschwängert hat, heiraten sie und bekommen ihren ersten Sohn, genannt Schurl. Zum Schluss ist die gesamte Familie Hödlmoser ausgerottet. Nur Kumpitz bleibt wie es ist.

Kilian Weidinger gibt den Franz Josef Hödlmoser, markig und trocken, ein robuster Naturbursch, ein komischer und zugleich tragischer Held. Elisabeth Kreil ist Fani Hinterleitner die sich nach seiner Annäherung mit den Worten: „Kannst du das Futurum antizipieren?“ mit ihm in eine unausweichliche Kopulation begibt.  Judith Kreil geht aus dieser Vereinigung als ihr Sohn Schurl hervor.   Total schräg kommt Heidi Böck als das Böcklein daher, das von Hödlmoser gewildert wird. In Karin Leutgeb als fröhlich hüpfende Gämse findet Hödlmoser eine Freundin fürs Leben.

Eine sprachliche Herausforderung, die bravourös gemeistert wird,  sind die Regieanweisungen, die von den Protagonisten selbst zitiert werden und ihr Handeln begleiten, sind sie doch gespickt mit vielen Fremdwörtern und komplexen Satzstrukturen.

Die liebevolle Respektlosigkeit der Inszenierung, die pointierte und geistreiche Übertreibung ist ein frontaler Angriff auf die Lachmuskeln. Kumpitz kann überall sein.

Noch zu sehen am:
12. u. 13.7. jeweils um 20 Uhr
14.7. um 18 Uhr
19 u. 20.7. jeweils um 20 Uhr
21.7. um 18 Uhr

http://gusentheater.at/#xl_xr_page_index

 

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