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14. Januar 2024 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von Bernhard Jahn, Foto: Theaterrunde Gutau ………..

Zugegeben, der Plot von „Da Opa, da Papa und I“ ist auf den ersten Blick eine recht harmlose Geschichte. Aber das ist durchaus gewollt. Nur wenige Monate nach der bewegenden Erfolgsproduktion „Das Menschenmögliche“ auf der Burg Reichenstein (Gemeinschaftsprojekt der Theatergruppen Gutau und Tragwein) hat Regisseur Emmerich Gratzl nun auf der eigenen Bühne im Pfarrsaal Gutau bewusst auf eine leichtfüßige Komödie gesetzt.

Schauplatz des Stückes ist eine alte Jagdhütte im Wald, in der drei Männer aus unterschiedlichen Gründen Zuflucht suchen. Der Sohn möchte in Ruhe für die anstehende Prüfung lernen, sein Papa sucht Erholung und Abstand vom Job und der Opa ist der Oma davongelaufen. Anfangs noch zerstritten und uneins, wer alleinigen Anspruch auf die Hütte hat, eint sie recht schnell die Erkenntnis über ihr gemeinsames Unglück: „Des mit de Weiberleit, des wird nix!“
Der Opa leidet ja schon seit Jahrzehnten unter der Fuchtel seiner Frau und hat sich vor langer Zeit das Zuhören abgewöhnt. Der Papa muss immer wieder zwischen den beiden vermitteln. Er hat seine eigenen Probleme mit einer starken Ehefrau im gemeinsamen Zuhause. Ihre Eifersucht scheint aber nicht ganz unberechtigt, als sie in der Hütte auftaucht und neben ihrem Mann auch noch ein junges attraktives Mädel, fortan als „Flitscherl“ denunziert, vorfindet. Diese hat sich gerade von Ihrem Freund getrennt und nutzt die Hütte als vorübergehende Unterkunft, was den Papa in Erklärungsnot und seinen Sohn in romantische Höhenflüge bringt. Zumindest kurzzeitig, denn das Anbandeln verläuft schwieriger als gedacht und lässt selbst den Jüngsten am anderen Geschlecht verzweifeln.
Nach und nach versammeln sich also neben den Männern auch die (Ehe)frauen und tragen die gemeinsamen Konflikte, sehr zum Vergnügen des Publikums, unter dem kleinen Dach der Waldhütte aus. Spätestens jetzt wird den immer noch lachenden Zuseherinnen und Zusehern nebenbei klar: Das sind ja wir! Die eben noch lieb-harmlose Geschichte entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als detaillierte Charakterstudie zwischenmenschlicher Paarbindung. Es knistert und knirscht generationsübergreifend, weil die Männer nie zuhören und die Frauen ständig was von ihnen wollen.

Lena Viehböck steht in Gutau zum allerersten Mal auf der Bühne und meistert ihr Debüt als „Flitscherl“ Biggi mit viel Ausdrucksstärke und Charme. Ihr gegenüber Franz Mayböck jun. als Enkelsohn Robbi, der ständig und hochenergetisch zwischen himmelhochjauchzend und tiefbetrübt hin und her pendelt.
Der Papa Robert, nicht minder emotional gebeutelt wie sein Sohn, wird gekonnt von Markus Gringer verkörpert. Kathrin Viehböck wechselt von der eifersüchtigen Bissgurn zur hinterlistigen aber schlussendlich doch liebenden Gattin Ingrid. Hut ab vor dieser Wandlungsfähigkeit.
Gewaltig und überaus unterhaltsam sind sämtliche Auftritte von der resoluten Oma Roserl (Ingrid Klopf). Sie stattet ihre Figur sehr gekonnt mit harter Schale und umso weicherem Kern aus. Absolut herrlich anzusehen schließlich der Opa Erich als leidgeprüfter Familienpatriarch. Fritz Renhart hat eine Riesengaudi dabei, in einen Moment noch auf den Tisch zu hauen, kurz darauf in Unterwäsche sein Schamgefühl zu entdecken und dann wie ein Kleinkind nach einem Kakao zu verlangen. Ein Publikumsliebling, der es perfekt versteht zu unterhalten. Chapeau!
Schlussendlich finden die Paare dann doch (wieder) zusammen, die Versöhnung zwischen Oma und Opa sorgt für den herzerwärmenden Höhepunkt des Abends.

Am Ende der Vorstellung bleiben zwei Erkenntnisse:
Erstens liebt es die Theaterrunde Gutau, Ihr Publikum zu unterhalten und zweitens sollten wir alle uns wieder mehr mit unserer Partnerin oder unserem Partner unterhalten, dann kommt die Liebe ganz von selbst.

Noch zu sehen am:
14.1. um 14.30 Uhr
19.1. und 20.1. jeweils um 20 Uhr
21.1. um 14.30 Uhr

https://www.theater-gutau.at/

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