Der alte Geizkragen

29. Januar 2024 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension und Foto von Bernhard Jahn ……………………

In Sierninghofen-Neuzeug beginnt die Komödie bereits, bevor der Vorhang aufgeht. Dann nämlich, wenn Obmann und Regisseur Thomas Hochrathner vor das Publikum tritt und die versammelte Menschenmasse auf eine überaus kreative und launige Weise begrüßt, wie man es noch nicht erlebt hat! Korrektur: Wie es die Gästinnen und Gäste noch nicht erlebt haben. Klar ist, bei dieser Vorstellung darf gelacht werden.
Gespielt wird heuer „Der Alte Geizkragen“, ein Volksstück nach Moliere bearbeitet von Claudius Denhard.

Die zentrale Figur ist Tuchhändler Taler (Leo Burghuber), verwitweter und vom Geiz zerfressener Unternehmer und Familienvater. Ein knausriger Giftzwerg, der wirklich niemandem auch nur den kleinsten Anteil an seinem Vermögen vergönnt. Seine Bediensteten schuften für einen Hungerlohn und erhalten auch sonst weder Lob noch Anerkennung. Der überaus devote Verkäufer Meyer (Michael Noska) ist zudem mit einem herrlich komischen Sprachfehler geschlagen und schwärmt heimlich für Talers älteste Tochter Friederike (Stefanie Neudorfer). Franzi (Julia Lichtenegger), die jüngere Tochter, kuppelt nicht nur um des Glückes ihrer Schwester wegen sondern natürlich auch um den Vater zu ärgern.

Köchin Malvine (Helga Kaiser) soll zwar reichlich auftischen, wenn sich der feine Herr einen Besuch ins Haus bestellt, kosten darf es freilich aber fast nichts. So auch beim anstehenden Abendessen, zu dem ein besonderer Gast erwartet wird. Die Heiratsvermittlerin Isolde (Poldi Brandner) hat auf Drängen Talers die junge Näherin Berta (Sabine Schlader) einbestellt. Deren Mutter hat noch Schulden beim alten Geizkragen, also will er sie nicht nur ehelichen, sondern auch fest ins Familienunternehmen einspannen, auf dass sich sein Reichtum noch weiter vermehre. Dumm nur, dass Berta gar kein Interesse an dieser Verbindung zeigt, ist sie doch längst in Talers Sohn Ferdinand (Florian Tötzl) verliebt.
Und so eskaliert das gemeinsame Abendessen schließlich immer mehr und Talers Prokurist (Paul Schlader) mutiert vom freundlichen Bernhardiner zur grimmigen Bulldogge. Kein Wunder, schließlich muss er neben dem Kutscher auch den Diener machen und ständig die zerlumpten Uniformen wechseln. Ein herrliches Schauspiel.
Glücklicherweise kann die geschäftstüchtige Heiratsvermittlerin rasch eine neue Kandidatin zur Vermählung aus dem Hut zaubern: Brunhilde von Hohenstein (Sabine Hochrathner), eine echte Baronin, die nicht nur einen klingenden Namen, sondern auch sonst noch so Einiges in die Ehe mitbringt.
Die Baronin erstürmt wie ein Wirbelwind nicht nur die Szenerie, sondern auch das Herz des alten Talers. Über das Eheversprechen ist man sich rasch einig und nach geleisteter Unterschrift enthüllt Brunhilde von Hohenstein schließlich ihre Schätze, sehr zu Talers Überraschung und donnernder Belustigung des Publikums. Sehen sie selbst.

Regisseur Thomas Hochrathner hat neben der liebevoll gestalteten Biedermeier-Kulisse und den authentisch bunten Kostümen viel Augenmerk auf die sprachliche Qualität seiner Darstellerinnen und Darsteller gelegt. Insbesondere die Damen überzeugen hier mit kräftigen und ausdrucksstarken Stimmen wie beispielsweise die dramatisch Shakespeare zitierende Julia Lichtenegger. Helga Kaiser stattet ihre Figur nicht nur mit einem makellosen ungarisch-böhmischen Dialekt, sondern auch dem dazu passenden Temperament aus. Sabine Hochrathner begeistert als adelige Naturgewalt mit beinahe übermenschlichem Stimmorgan und mischt die Familie zum Finale ordentlich auf.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser sehr sehenswerten Premiere.

Noch zu sehen am:
2.2., 3.2. jeweils um 19.30
4.2. um 18 Uhr
9.2. u. 10. 2. jeweils um 19:30 Uhr
http://www.theater-neuzeug.at/home/

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