Eine ver-rückte Welt

28. Juni 2019 | Von | Kategorie: Rezensionen

 

Rezension von ………………………… Bernhard Paumann

Schwere Kost kredenzt die Theatergruppe Altenberg beim diesjährigen Sommertheater im Katzjaga Stadl. Steht doch „Einer flog übers Kuckucksnest“ von Dale Wassermann auf dem Programm. Passend zum Sommer, weil diese Geschichte aus der Irrenanstalt einem kalte Schauer über den Rücken jagt und das Lachen gefriert (auch wenn einige im Publikum glauben, es wäre wirklich zum Lachen und dies auch an den unpassendsten Stellen tun).

Diese Geschichte des Raufbolds, Spielers und Frauenhelden McMurphy, der sich in die Irrenanstalt einweisen lässt, um dem Arbeitslager zu entgehen, ist auch eine Geschichte der Auflehnung, der Rebellion gegen Regeln, Strafen und Zwang. Sepp Aichhorn hat hier ein kompaktes, stimmiges Szenario auf die Bühne gebracht und die Akteure gut eingestimmt und geführt. In der Rolle des Unruhestifters glänzt Mario Theusl, dessen sprachliche Präsenz dauernd auf 120% Vollgas steht und deshalb kaum feine Zwischentöne zulässt. Sein Widerpart ist mit Sandra Pfarrhofer die Schwester Ratched, die sich mit vollem Einsatz Respekt verschafft und an Resolutheit kaum zu überbieten ist, da wirken die Pfleger Mario Landl und Johannes Riener manchmal etwas blass. Dr. Spivey (Christian Weißenböck) changiert zwischen Sympathie für den Aufrührer und dem Kuschen vor der Oberschwester. Mit stoischer Ruhe und gefrorener Mimik gestaltet überzeugend Martin Auer den Häuptling Bromden, bis er aus seiner Resignation erwacht und handelt.

Ein surreales Panoptikum bietet die Schar der Insassen. Soigniert und recht „vernünftig“ agiert Anton Aichberger als Obmann des Patientenrates, Mitleid erregend spielt Gerhard Hauser den gebrochenen Ruckly, Christian Kudler als Kriegsveteran Martini besticht durch seine Mimik und seine Bewegungsausbrüche. Harald Hörtenhuber als Bombenbauer Scanlon zeigt in seiner Verfasstheit Zeichen des echten Wahnsinns, während Alfred Wahlmüller durch seinen Augenbrauen-Tick beständig auf sich aufmerksam macht. Die Sympathien und wahres Mitgefühl liegen beim Stotterer Herbert Aichberger, der seine „Unschuld“ bei einem Fest mit Candy Starr (betörend Katrin Geisler) und Sandy (überzeugend betrunken spielend Monika Stuhlberger) verliert. Zur überzeugenden Ensembleleistung tragen auch noch Carina Grömer und Peter Schaumberger bei. Die vielen anderen Hilfsgeister zu erwähnen, würde den Rahmen sprengen.

Mit dieser Produktion haben die Altenberger für den kommenden Theatersommer die Latte ziemlich hoch gelegt.

Noch zu sehen am:
29.6 20 Uhr
30.6. 17 Uhr
5., 6., 11., 12. 7. jeweils um 20 Uhr

http://www.kultur.altenberg.at/theater/

 

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