Vampire im Hotel – Theaterklub Wartberg

18. März 2024 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von Christian Hanna, Foto: Theaterklub Wartberg …….

An der Wand hinter der Rezeption eine Kopie des berühmten Porträts von Vlad Dracul, dessen stechende Augen genau verfolgen, was sich in der Lobby des englischen Hotel Alexandrescu so tut, eine große Spinne, die die Wand hinaufklettert, eine Fledermaus, die ruhig durch den Raum flattert, Spinnweben überall, in der Mitte der hinteren Wand eine überaus stabile Kellertür, hinter der sich vieles verbergen lässt, rechts eine Lifttür, die nur selten jemanden einklemmt – das ist die Szenerie, die sich dem Publikum nach dem einleitenden Video einer Straßenbefragung zum landläufigen Wissen über Vampire im Pfarrsaal Wartberg bei der Uraufführungsinszenierung der zweiaktigen Vampirkomödie „Du liebes Bisschen“ von Isabel Wagner bietet.

Man mag kaum glauben, dass es sich um das erste Stück der jungen Autorin und Darstellerin, die sich selbst natürlich auch mit einer Glanzrolle versorgt hat, handelt, so solide gebaut ist es, was den Aufbau, die Handlungs- und Rollenführung betrifft. Außerdem zeichnet es sich durch wirklich schlagfertige und witzige Dialoge aus, die selbst einige schon öfter gehörte Kalauer originell neu verpacken.

Das Hotel irgendwo in good old England hat wohl schon bessere Zeiten gesehen, aber es ist noch immer ein familiengeführtes Hotel. Familienoberhaupt ist Balthasar Alexandrescu, 552 Jahre alt – für einen Vampir ja kein Alter, aber er hat doch schon ab und zu schwächere Momente, in denen die Ereignisse schneller passieren als er denken kann. Chefin des Ladens ist seine Frau Cecily, tough und entscheidungsfreudig. Ihre Schwester Catherine dagegen wirkt verträumt, sieht, was sie sehen möchte. Und dann ist da noch Cecilys umwerfend hübsche Tochter Emilia, immer auf der Suche nach etwas Feschem, Süßem, das sie aussaugen kann.

Genau das ist gerade wieder einmal passiert – sie konnte dem Gast von Nummer 13 nicht widerstehen. Doch wohin nun mit der Leiche? Keine leichte Aufgabe für Alan, den für eh alles zuständigen Hausdiener, schneien doch gerade jetzt die Mutter Agatha und Schwester Theodora des Vernaschten sowie der Vampirjäger Rupert und sein Assistent und Neffe Nathaniel ins Haus, die neben einem schon ausreichend lästigen Hotelgast alles verkomplizieren. Und kurz darauf steht noch die von Agatha verständigte Polizei in Gestalt der desinteressierten Beamtin Patricia und des ebenso übermotivierten wie inkompetenten Constable Gerald im Weg herum. Also rein, raus, rauf, runter mit der Leiche, bis – ja, bis der vermisste Gast von Nummer 13 seine Mutter anruft. Wessen Blut hat sich Naschkatze Emilia also wirklich zu Gemüte geführt?

Anton Wolfram und Christa Haunschmid sorgten für eine wohldosierte Inszenierung, treiben Spaß und Spannung ordentlich an, aber nie so weit, dass es nervig wird. Herbert und Christian Brunner sorgten für eine stilgerechte, detailreiche Hotellobby, Eva Schatzl bemühte sich mit ihrer Tonspur um genregemäße schwebend Melodien von singender Säge und Theremin.

Christian Kraxberger gibt leicht steif, förmlich und wohlartikuliert (schließlich kommt er ja aus einer anderen Zeit) Vampir Balthasar, Andrea Rauscher direkt und versiert seine Frau und Chefin Cecily, die das Hotel ja gegen das Desinteresse ihrer Familie am Laufen halten muss, Angela Maurer ihre etwas weltfremde Schwester Catherine, die es mit der Arbeit nicht so hat. Ebenfalls leicht arbeitsscheu, aber erotisch sehr interessiert und anziehend präsentiert sich Isabel Wagner als Emilia. Michael Wolfram verkörpert Diener Alan als unbedingt loyal und keine Aufgabe scheuend in der Hoffnung, von Balthasar endlich auch zum Vampir gemacht zu werden. Thomas Hinterwirth gibt Rupert als ziemlich verhuscht und ständig Verdacht witternd in starker Anlehnung an den Herrn aus Hollywood mit dem Schimpfwort als Name, Josef Hillinger als Neffe Nathaniel bewundert als Langsamdenker seinen Onkel, bis er dauernd vor Emilia auf der Hut sein muss, die ihn so gern verkosten würde. Anita Mair als gleichgültige Detektivin sieht nur ihre Freizeit in Gefahr, während Herbert Brunner ihren Assistenten als übermotiviert wie dereinst Schrammel im Kottan darstellt. Helene Kremshuber ist eine allen auf die Nerven gehende Mutter Agatha, die von ihrem erwachsenen Sohn wie von einem Volksschüler redet, während Lea Maurer ihr demonstratives Desinteresse an Fall, Mutter und Bruder Kaugummi kauend kundtut. Katharina Hintersteininger stöckelt als sich von den eigenartigen Männern verfolgt fühlende Touristin immer wieder durch die Szene, nur um das Durcheinander zu vergrößern.

Alles in allem also eine sehr erfreuliche Bilanz dieser Produktion – und somit wärmstens zum Nachspielen empfohlen, wenn es etwas unbeschwert Unterhaltendes und doch „Blutrünstiges“ sein soll.

 

 

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