Niemand ist der, der er zu sein scheint

24. Juli 2022 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von ………………………….. Hermine Touschek

Die Grenzlandbühne Leopoldschlag hat sich über die Jahre ihres Bestehens (seit 1998) einen geschätzten, verdienten Namen weit über die Grenzen des Mühlviertels hinaus gemacht. Nach der langen … für alle Theaterbegeisterten … schlimmen Corona-Zeit, präsentiert sich die Grenzlandbühne wieder im Rahmen der „Sommertheatertage“ mit ihrer neuen Produktion. Dieses Mal „Die Mausefalle“ von Agatha Christie – die Mutter aller Krimistücke – unter der Regie von Daniel Pascal.

„Die Mausefalle“ (Originaltitel „The Mousetrap“) wird seit 1952 – nur mit Unterbrechung durch die Covid-Pandemie – täglich im Londoner West End aufgeführt und ist damit das am längsten ununterbrochen aufgeführte Theaterstück.

Mollie (Andrea Gratzl) und Giles Ralston (Markus Birngruber) erwarten zur Eröffnung ihrer Pension ihre ersten Gäste. Ein etwas sonderlich anmutender Architekturstudent Christopher Wren (Dominik Chalupar), die herbe Miss Casewell (Bianca Hoffelner), die nörgelnde Mrs. Boyle (Elisabeth Neulinger) und der ehemalige Offizier Major Metcalf (Wolfgang Aistleitner) beziehen ihre Zimmer. Weil sein Wagen im Schnee stecken geblieben ist, muss auch der etwas zwielichtige Mr. Paravicini (Martin Oberngruber) in der Pension Quartier beziehen. Mittlerweile sind die Straßen unpassierbar, die Telefonleitung zusammengebrochen und alle von der Außenwelt abgeschnitten. Inspektor Trotter (Phillipp Bergsmann) schlägt sich auf Schiern zur Herberge durch. Er ist mit der Aufklärung eines Mordes in London betraut und hat sichere Hinweise, dass sich der Täter hier befinden muss. Bei der Ermordeten wurde ein Notizbuch mit der Adresse der Pension gefunden und ein Zettel mit dem Hinweis: „Das war die Erste“. Geheimnisvoll erscheinen auch die Notentakte des Kinderliedes „3 blinde Mäuse“ zu sein.
Innerhalb weniger Stunden fällt Mrs. Boyle einem weiteren Mord zum Opfer. Elisabeth Neulinger verkörpert den ungenießbaren Gouvernantentyp so überzeugend, dass man fast froh ist, dass sie um die Ecke gebracht wurde.
Der Inspektor arbeitet hartnäckig heraus, dass alle etwas zu verbergen haben. Man beginnt einander zu bespitzeln und in gegenseitigem Misstrauen zu verdächtigen. Dominik Chalupar spielt einen herrlich neurotischen Mr. Wren, der sehr schnell zum Mörderfavoriten auserkoren wird. Aber so leicht macht es einem Agatha Christie nicht. Es gibt viele verzwickte Handlungsstränge, die den Zuschauer immer wieder auf eine falsche Fährte locken.

Daniel Pascal hat die Mausefalle im Stile eines klassischen Kammerstücks inszeniert. Das Bühnenbild ist in einem geschmackvoll-englischen Stil gehalten. Dass alle irgendwie verdächtig sind, wird mit Lust und Geschick von den Akteuren herausgespielt. Eine tolle Leistung dahingehend sehen die Zuschauer auch von Wolfgang Aistleitner als Major Metcalf. Einen dienstbeflissenen, eifrigen Inspektor zeigt uns Philipp Bergsmann, der mit seinem selbstsicheren Auftreten den Mörder zu entlarven sucht.

Jeder, der sich das Stück ansieht, legt quasi ein Gelübde ab, dass er nicht verraten darf, wer der Mörder ist. So werde ich es natürlich auch halten.

Lassen Sie sich die Auflösung des Falls nicht entgehen. Sie werden mit sichtlichem Spielvergnügen der Akteure und Akteurinnen belohnt.

Noch zu sehen am:
28., 29. u. 30. Juli jeweils um 19.30 Uhr
am 24. Juli um 15 Uhr

https://www.grenzlandbuehne.at

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