Pension Schöller – „Na die werden lachen in Kirchschlag“

7. November 2023 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension und Fotos: Hermine Touschek ………..

Das Theater Kirchschlag hatte am 4. 11. eine fulminante Premiere mit „Pension Schöller“ unter der Regie von Helga Kaiser.

Zugegeben, die Posse von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs ist ein Schenkelklopfer, der von den Boulevard- und Laienbühnen rauf und runter gespielt wurde und wird. Aber auch über 130 Jahre nach ihrer Uraufführung 1890 in Berlin bietet die Pension Schöller Theaterspaß von der ersten bis zur letzten Minute.

Ladislaus Klapproth (Florian Hartl) will aus seiner Villa in Baden ein Nervensanatorium machen. Um zu diesem Thema noch Feldforschung zu betreiben, möchte er ein solches in Wien besichtigen. Sein Neffe Alfred (Clemens Prammer) ist ihm noch einen Gefallen schuldig, und deshalb nimmt er ihn zu einem Gesellschaftsabend in die Familienpension Schöller mit, die er seinem Onkel als Irrenanstalt verkauft. Herr Klapproth kann seine Begeisterung kaum verbergen, denn die skurrilen Pensionsgäste mit ihrem ganz normalen Wahnsinn geben unwissend wunderbare Patienten und Patientinnen ab.
Eine Weltenbummlerin (Christl Kaiser) möchte ihn auf ihre nächste Abenteuerreise mitnehmen, eine neugierige Schriftstellerin (Simone Kaiser) schreibt einen Roman über sein erfundenes, tragisches Familienschicksal, ein cholerischer Major (Thomas Rettenbacher) fordert ihn zum Duell. Der Bruder (Clemens Kaiser) des Pensionsdirektors Schöller (Ronald Gangl) glaubt, dass er trotz eines kleinen Sprachfehlers ein begnadeter Schauspieler ist – er rezitiert beeindruckend Schinner, Winnhem Tenn und Othenno. Ladislaus, der die Gäste wirklich für verrückt hält, amüsiert sich prächtig: „Die werden lachen in Kirchschlag.“
Die Situation eskaliert allerdings er zurückgekehrt nach Baden und von diesen kauzigen Gestalten besucht wird.

Helga Kaiser gelang mit ihrer Inszenierung ein Meisterwerk des Blödsinns. Üppige Turbulenzen und Missverständnisse wirbeln durcheinander – Irresein oder Nicht-Irresein werden köstlich verwässert.


Simone Kaiser steckt als überkandidelte, pseudoprofessionelle Schriftstellerin das Publikum mit ihrem schrägen Lachen an. Clemens Kaiser als Schauspieler in spe trägt seinen Sprachfehler mit Würde und Komik und das verliert während des gesamten Stückes nicht an Witz. Florian Hartl gibt einen vermeintlich weltmännischen Ladislaus, der mächtig viel Spaß hat, die vermeintlich Verrückten zu verschaukeln und taucht prächtig voyeuristisch in diese Welt ein.
Andrea Hofbauer, als Dienstmädchen Friederike (eine hinzugefügte Rolle) unterhält wunderbar clownesk das Publikum während der kurzen Umbauphase und überzeugt auch den Neffen Alfred davon, welch ein Genuss ein paar Stamperl Eierlikör sein können.
Das ganze Ensemble trägt überaus stimmig und mitreißend zur genüsslichen Unterhaltung bei. Das Stück hat über so viele Jahrzehnte nichts von seinem ursprünglichen Charme und Witz verloren. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass es lediglich eine Frage der Perspektive ist, wer normal und wer verrückt ist.

Noch zu sehen am:

  1. u. 11. Nov. jeweils um 19.30 Uhr
  2. Nov. um 18.30 Uhr
  3. 16., 17. u. 18. Nov. jeweils um 19.30 Uhr

https://theaterkirchschlag.at/

Keine Kommentare möglich.