Wenn der Unterricht Pause macht und das Haus trotzdem lacht Neurosige Zeiten in Mühlbach

23. Februar 2024 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von Christine Mitterweissacher, Foto: Theater in Mühlbach

Seit 1981 gibt es die besondere Bühne für das Theater in Mühlbach bei Garsten. Damals wurde die Volksschule um- und eine Bühne auf Rädern eingebaut. Diese Bühne wartet jährlich auf die Semesterferien, in denen dann eifrig Theater gespielt wird. Gefühlt der halbe (Oder der ganze?) Ort sorgt für das Gelingen des Projekts im entlegenen Mühlbachtal.

Dieses Jahr steht die Komödie „Neurosige Zeiten“ von Winnie Abel am Programm, die das Leben in einer psychiatrischen Wohngruppe schildert. Anfangs mutet dies eigen an. Soll man Menschen mit psychischen Herausforderungen wirklich zum Mittelpunkt einer Komödie machen? Das Publikum lernt schnell, dass es immer eine Sache der Perspektive ist, was wir als „normal“ ansehen. Die Charaktere auf der Bühne haben Ideen, Probleme und Sehnsüchte wie alle Menschen. Am Ende wird klar, was vermeintlich als normal gilt, kann auch ganz leicht ver-rückt sein.

Die engagierte Theatergruppe beschert unter der Regie von Christa Schörkhuber und der Gesamtleitung von Herbert Schörkhuber einen beschwingten amüsanten Abend. Agnes Adolon, sexsüchtige Tochter einer Hoteldynastie, ist Mitbewohnerin und bekommt überraschend Besuch von ihrer Mutter, die annimmt, ihre Tochter würde alleine in einer vornehmen Wohnung residieren. Um diesen Anschein zu wahren, verdonnert Agnes, schwungvoll gespielt von Martina Schörkhuber, ihre Freunde ihr beim Vertuschen zu helfen. Natürlich geraten sie dabei in verzwickte lustige Situationen. Die Wohnung wird umdekoriert, Martin Aigner-Obexer sorgt gekonnt als zwangsneurotischer Finanzbeamter für die nötige Präzision und Sauberkeit. Lydia Schimpelsberger schwärmt authentisch liebenswürdig für ihren Schlagerstar, den sie stalkt. Oliver Bramberger spielt reizend einen soziophoben jungen Mann, den das Publikum einfach lieben muss. Diese Mischung ist noch nicht genug. Nicht nur Cécile Adolon, charmant gespielt von Christa Schörkhuber, fordert die Gesellschaft. Plötzlich will eine Tupperware Vertreterin, authentisch gezeichnet von Johanna Weissensteiner, ihre Ware verkaufen. Der von Marianne herbeigesehnte Schlagerstar Hardi Hammer, überzeugend verkörpert von Josef Hollnbuchner, stürmt mit seinem Paparazzo Reporter, Manuel Bramberger, herein und will á la Reality Show eine Nacht in der Wohngruppe seiner Stalkerin verbringen. Das Setting wird vervollständigt von einer der vermeintlich Normalen, der betreuenden Ärztin Dr.Dr.Schanz, sehr passend dargestellt von Andrea Bramberger und getoppt vom Beschäftigungstherapeuten Rolf. Manuel Bramberger spielt perfekt mit Klischees, die wir alle dieser Berufsgruppe zuordnen.

Überhaupt lebt das Stück von erfrischenden Regieideen und geschicktem Spiel mit den Bildern in den Köpfen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Wenn Rolf mit seiner Bastelkiste hereinkommt, „gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen will“, und ankündigt, „Heute ist Aktivabend“, oder wenn er sagt, „Du bist total ok, so wie du bist“, sind Schmunzeln und Lachen gesichert und die hin und wieder durchblitzenden Akzentnuancen der Akteure vergessen. Hardi Hammer sorgt für Lokalkolorit, wenn er von der Starnacht am Garstnerteich erzählt. Hexenschuss, Romantik zwischen Fan und Star, Ohnmacht, nicht lügen können und die Freude über das „gelungene offene Gespräch“ bringen weitere komische Situationen.

Die tolle Ensembleleistung vor, auf, hinter, außerhalb der Bühne sei hier ebenfalls herausgehoben.
Eine gelungene Produktion, bei der die Schule auch in den Ferien lacht!

Noch zu sehen:
am 23. und 24. 2. jeweils um 19.30 Uhr
https://theater-muehlbach.at/

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