Ein Hauch von Tod zieht durch’s Landl ob der Enns

12. März 2024 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension: Christian Maier
Foto: Theatergruppe Neukirchen/Vöckla ……………

Mit der relativ jungen Komödie „Gespenstermacher“ vom Bayerischen Autor Ralph Wallner, versorgte die Theatergruppe Neukirchen/Vöckla gekonnt ihre zahlreichen Stammgäste.

Der Schippe und der Schaufe (Bernhard Hangler und Johann Möslinger) sind zwei skurril-kauzige Brüder. Ihr schräger Humor, ihre etwas rustikale Art und die Tatsache, dass sie jeden Fusel trinken, den sie in die Fingern bekommen, macht sie nicht unbedingt zu Ehrenbürgen. Beide verdienen ihren Lebensunterhalt als Totengräber und kommen dabei mehr schlecht als recht über die Runden. Abgesehen vom wohlwollenden Knecht Leo (Martin Maringer), werden sie vom Rest der Dorfgemeinde gemieden. So auch von der im Dorf als verrückt bekannten Philomena (Ulrike Klambauer), die sich mit Kartenlegen durchs Leben schnorrt. Diese ist nur mäßig begeistert von den zwei Gesellen und so passiert es dann auch, dass sie die beiden Graberer mit einem Fluch belegt.
Als dann auch noch eine amtliche Verordnung der Bestattungsbehörde ins Haus flattert, dass sie von nun an nicht pauschal, sondern nur noch pro erfolgtem Begräbnis bezahlt werden, haben Schippe und Schaufe große Angst um ihre weitere Existenz.
Der Versuch, ihren Kummer in der hiesigen Schenke der Moorwirtin Rosa Moderer (Maria Möslinger) zu ertränken, führt sie auf der Suche nach alkoholischem Nachschub zu einer Flasche Gift. So kommen sie auf die rettende Idee: man könnte doch…, dann würde auch…!

Frei nach dem Slogan „Nur mit einer Leich‘ werd‘ ma reich“ segnet Frau Wirtin prompt das Zeitliche und spukt fortan als sichtbares (nur für Schippe und Schaufe) Gespenst durch die Gegend. Ebenso wie ihre kurze Zeit später um die Ecke gebrachte Erzfeindin Vevi Veichtl (Annemarie Fürtbauer), die sich auch nach ihrem Tod noch heftige Wortgefechte mit Rosa liefert. Hatten es doch beide auf den Dorfschuster Jackl (Helmut Schobesberger) abgesehen und ihn als potentiellen Heiratskandidaten auserkoren, wobei dieser für solcherlei Dinge so gar nicht zugänglich war.
Leichter hat es da schon die junge Lena (Martina Hangler), die mutmaßliche Erbin der Wirtschaft. Der rechtmäßige Anspruch auf die Erbschaft ist mehr als fraglich und ihr Gewissen dadurch schon ein wenig belastet. Mit ihrer natürlichen und gewinnenden Art erobert sie letztendlich das Herz von Knecht Leo. Dieser wiederum hat durch das Ableben von Großbäuerin Veichtl deren gesamtes Hab und Gut geerbt und läuft deshalb Gefahr, sich zu einem materialistischen Unsympathler zu entwickeln.

In den zwei Pausen war nicht nur für’s leibliche Wohl gesorgt, sondern erneut auch für die passende musikalische Umrahmung durch ein gut eingespieltes Volksmusikquartett.

Trotz dem eher ernsten und makaber anmutenden Thema gelingt dem engagierten und hoch motivierten Ensemble mit einer hervorragenden Gesamtleistung ein lustiger, temperamentvoller und äußerst kurzweiliger Abend. Die liebevoll gestaltete Bühne (Bühnenbau Fritz Hattinger) sowie dramatische Licht und Toneffekte (Technik Günter Harringer & Anton Haslinger) ergänzten perfekt die Szenerie. Das Premierenpublikum dankte mit langanhaltendem Applaus.

Unter der bewährten Regie von Johann Möslinger & Martin Maringer entstand einmal mehr eine bäuerliche Komödie, die nicht durch plumpen und derben Wortwitz glänzt, sondern mit zahlreichen gut platzierten Pointen und feinem schwarzen Humor einen durchaus tieferen Sinn beleuchtet: Darf der eigene Überlebensdrang über das Wohl der Mitmenschen gestellt werden…?

Noch zu sehen am:
13.03., 16.03., 20.03. und 23.03. jeweils um 19:30 Uhr
sowie am 15.03. und 22.03. jeweils um 18:00 Uhr

https://www.theater-neukirchen.at

 

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